Der
Wendehals
( Jynx torquilla ) Auszug aus dem Buch ‚Sang da nicht die Nachtigall’,
Schälow/Wendland |
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Wenn Mitte April die ersten Birken
grüne Blättchen bekommen und die Knospen der Buchen kurz vor dem Aufbrechen sind,
hört man mit viel Glück in Gärten oder Wäldern mit älteren Baumbestand
durchdringende Laute, die in größter Monotonie etwa zehn mal hintereinander
gereiht werden. Man kannn diese Rufe gut durch die Silbe wiet, wiet, wiet,
wiet..... wiedergeben. Diese Rufreihe
klingt etwas klagend, beinahe jammernd, und wenn man nach dem Urheber dieser
Laute sucht, wird man zunächst kein Glück haben. Man vermutet infolge der durchdringenden
lauten Stimme einen größeren Vogel und ist dann sehr erstaunt, wenn man nach
langem Suchen einen ganz unscheinbar gefärbten, sich kaum von der Baumrinde
abhebenden Vogel von knapp Starengröße findet. Er sitzt unbeweglich auf einem
Ast, oft in Längsrichtung, hält den Kopf und Hals etwas erhoben und
produziert mit größter Ausdauer diese monoton und wehmütig klingenden Laute.
Aber dem Vogel ist gar nicht kläglich zumute, im Gegenteil, er ist in
Hochzeitstimmung; denn auf seine Rufe erhält er Antwort, die sich genau so
monoton anhört. So rufen sich im Frühling oft zwei Vögel ununterbrochen an,
es sind Männchen und Weibchen des Wendehalses. |
Das rindenfarbene, wenig auffallende
Federkleid stellt wohl eine Schutzfärbung dar, denn wenn der Vogel bewegungslos
auf einem Ast sitzt kann man ihn von einem Knorren kaum unterscheiden. Sobald
er aber durch irgendein Ereignis erregt oder überrascht ist, zeigt er, warum
er den Namen Wendehals erhalten hat. Bei meist stillgehaltenem Körper reckt
er den Hals weit vor und führt mit ihm schlangenartige Bewegungen aus. Dieses
sonderbare Verhalten hat wohl die Wirkung, gewisse Tiere, die den Vogel
angreifen wollen, abzuschrecken. Der Wendehals gehört zu der Familie
der Spechte, er ist also ein Höhlenbrüter. Daher kommt er nur dort vor, wo
Bäume mit ausgefaulten Astlöchern oder Spechthöhlen vorhanden sind. Denn mit
seinem zwar spechtähnlichen, aber doch recht schwachen Schnabel ist er nicht
imstande, sich seine Bruthöhle selbst zu zimmern. Wie die anderen Spechte hat
er eine lange, wurmartige Zunge. Er reckt sie in die unter dem Boden
liegenden Ameisennester und zieht mit ihr die Ameisen und namentlich ihre
Puppen heraus. Frühestens Mitte Mai werden 8-10 Eier
gelegt. Wie bei den meisten echten Spechten sind die Eier rein weiß. Bei der
Bebrütung lösen sich die Gatten ab und die nach 13-14 Tagen geschlüpften
Jungen werden von beiden Eltern gehudert und gefüttert. Mit Ameisen und
Ameisenpuppen werden sie groß gezogen und verlassen das Nest 19-21 Tage nach
dem Schlüpfen. (Siehe Brutzyklus 2000) Während die anderen heimischen
Spechtarten den Winter über hier bleiben oder nur wenig in der weiteren
Umgebung umherstreifen, ist der Wendehals ein ausgesprochener Zugvogel. Er
verläßt uns Anfang September, manchmal auch bereits Ende August, und zieht
bis nach Afrika. Der Äquator scheint die Südgrenze seines Wintergebietes zu
sein. Durch Beringung hat man festgestellt, daß die Wendehälse stets zu ihrem
alten Brutplatz zurückkehren. Sie sind also sehr ortstreu. Wie sehr ein Vogel
an sein Brutgebiet, an seine Heimat gebunden ist, beweist ein Berliner
Wendehals. Dieser Vogel brütete im Botanischen Garten in einem Nistkasten.
Man nahm ihn eines Tages heraus, beringte ihn und brachte ihn mit dem
Flugzeug nach Saloniki, das rund 1.600 Kilometer von Berlin entfernt
ist. Dort wurde er frei gelassen, und nach 10 Tagen fand man ihn wieder in
seinem Nistkasten brüten. |
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Der Wendehals
steht auf der ROTEN LISTE der bedrohten Arten, ist von starkem Bestandsrückgang
betroffen und folgerichtig, gemäß Beschluß des Rates der Europäischen
Gemeinschaft, streng geschützt! Die Maßnahmen des institut für artenschutz, bestehend aus Ankauf, Extensivierung oder Renaturierung
forst- und landwirtschaftlicher Flächen, kommen dem Wendehals ganz besonders
entgegen. Darüberhinaus wird auf zahlreichen Institutsflächen mit künstlichen Bruthöhlen |