Allgemeine Zeitung der Lüneburger Heide –
Niedersächsisches Tageblatt ... 22./23. Oktober 1988
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Alle Bürger des Kreises werden zur Mitarbeit aufgerufen: Ein
Hilfsprogramm zum
Schutz der Fledermäuse |
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dz Stoetze/Landkreis. „Fledermaus heißt ein Lied von Achim
Reichel, das zur Zeit oft im Radio gespielt wird. In diesem Lied wird eine
Frau besungen, die Eigenschaften eines Vampirs an den Tag legt. Nicht nur mit
diesem Vorurteil, blutsaugenden Vampiren
ähnlich zu sein, sehen sich die mittlerweile vom Aussterben bedrohten
Fledermäuse ausgesetzt. Aber es gibt weitere Ängste und Vorbehalte gegenüber
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Fledermäusen, die
man früher zum Beispiel aus Aberglauben zum Schutz gegen Hexen an die
Stalltür nagelte. In den letzte Jahren ist der Fledermausbestand drastisch
zurückgegangen, sind viele Arten vom Aussterben bedroht. Um jedoch
festzustellen, wieviele Fledermäuse es noch im Kreis Uelzen gibt, soll jetzt
ein Hilfsprogramm gestartet werden. |
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Dieses Hilfsprogramm
wird vom Institut für Artenschutz, einer Gesellschaft
zur Förde-rung des Naturschutzes, begonnen. Seit 1977 gibt es dieses
Institut, seit 1981 ist es im Stoetzer Bahnhof angesiedelt. Gesch.-führer
Norbert Cambeis: „Wir haben uns in der Vergangenheit in speziellen Projekten
um Biotopsicherung und -pflege und um den Erhalt von bestimmten Projekten
gekümmert. So gab es
Hilfsmaßnahmen für Laubfrosch, Rotbauchunke, Feuersalamander, Weißstorch,
Höhlen-brüter und Orchideen. Jetzt soll die Arbeit mit einem speziellen
Hilfsprogramm für Fledermäuse im Kreis Uelzen fortgesetzt werden. Auf zwei Jahre ist
dieses Projekt angelegt, bei dem es vor allem auf die Mithilfe der
Bevölkerung ankommt. Cambeis: „Wir wollen
in erster Linie feststellen, wo es im Landkreis noch Fledermäuse gibt, welche
Arten hier vor-kommen.“ So soll es
vier bis fünf Ansprechpartner im Kreis geben, die die Anrufe entgegennehmen
und dann auswerten. Geschäftsführer
Cambeis: „so werden vor allem auch Männer und Frauen gesucht, die
ehrenamtlich bei diesem Projekt mitarbeiten wollen.“ Das Institut arbeitet
nach eigenen Angaben bei diesem Projekt mit den Naturschutzbehörden von
Kreis, Regierungsbezirk und Land zusammen. Fledemäuse, so Cambeis, sind |
unmittelbar vom
Aussterben bedroht. Besonders sensibel sind diese Tiere von Mitte Mai bis
Anfang August, wenn sie ihre Jungen aufziehen und in der Zeit ihres
Winteschlafs. In diesen Tagen, bis Mitte/Ende November, beziehen die Tiere
ihre Winterquartiere, werden diese Ende März bis Mitte April wieder
verlassen. So muß man in Häuserspalten, Scheunen, unter Dächern, auf Böden
und in Baumhöhlen mit ihnen rechnen. Aber auch feuchte kühle Keller, wo
Temperaturen von 5 bis 7 Grad Celsius herrschen, eignen sich hervorragend für
den Winterschlaft dieser Tiere, deren Weibchen ein bis zwei Junge lebend auf
die Welt bringen. Cambeis: “Wer
Fledermäuse entdeckt, sollte sie unbedingt in Ruhe lassen.“ Wenn sie nämlich
mehrmals während eines Winters gestört würden, sei rasch ihre Energie
verbraucht, so daß sie im Frühjahr nicht mehr aus dem Winterschlaf erwachen
könnten. Der Rückgang der
Fledermäuse ist wohl in erster Linie darauf zurückzuführen, daß den
Fledermäusen ihre natürliche Nahrungsgrundlage entzogen wird. Cambeis: „Durch
den Einsatz von Spritzmittel sind viele Insekten vernichtet worden, die die
Nahrung der Fledermäuse bilden.“ Man habe festgestellt, daß dort, wo Flächen
stillgelegt oder völlig aus der Produktion genommen wurden, wieder |
mehr der selten
gewordenen Pflanzen wachsen, dadurch mehr Insekten auftreten. Die Folge
könnte sein, so wie zum Beispiel in diesem Jahr, wo mehr Schwalben gezählt
wurden, daß es auch wieder mehr Fledermäuse gibt. In der
Bundesrepublik, so der Geschäftsführer des Instituts, daß sich nach eigenen
Angaben ausschließlich durch Spenden finanziert, gibt es 22 Arten von
Fledermäusen. Man unterscheidet
Haus- und Waldfledermäuse. Die Tiere haben ihre Quartiere und ihre
gesonderten Jagdgebiete. Auch ziehen Fledermäuse ihre Jungen gemeinsam auf, haben
auch mehrer Arten eine gemeinsame Kinderstube. Cambeis: „Die Tiere sind sehr
neugierig und orten ihre Umwelt per Ultraschall.“ Das Vorurteil, daß
Fledermäuse den Menschen in die Haare fliegen, könne er nicht bestätigen. Die
Tiere würden sich lediglich an den Menschen orientieren. Cambeis: “Keine
gesunde Fledermaus fliegt gegen einen Gegenstand.“ Wer also bei diesem
Projekt mitarbeiten möchte oder aber Fledermäuse sieht, sollte sich mit dem
Institut in Stoetze unter der Telefonnummer (05872) 700 in Verbindung setzten. Dort gibt es auch
Auskünfte zu allen Fragen, die mit den heimischen Fledermäusen
zusammenhängen. |
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