KURIER AM SONNTAG 16. Dezember
1984 |
|
WESER-KURIER -
BREMER NACHRICHTEN - VERDENER NACHRICHTEN
Ein Bremer
betreibt im Wendland Naturschutz auf eigene Faust
Zu kaufen gesucht: Tümpel!
Von unserem Redaktionsmitglied
Carsten Ellmers |
|
Bremen. „selbstverständlich mit
Katalysator“ Der dunkelgrüne
Transporter mit der gelben Aufschrift ist sicher schon einigen Bremern
aufgefallen. Das umweltfreundliche
Fahrzeug rollt im Namen einer Einrichtung, für die der Katalysator eben
selbstverständlich ist: für das Institut für
Artenschutz. Wer sich darunter allerdings eine
Forschungsstätte mit Wissenschaftlern und Labor vorstellt, irrt. Bei dem
Institut handelt es sich vielmehr um die Initiative des Bremers Norbert W.
Cambeis, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Feuchtgebiete für bedrohte
Amphibien zu retten. Darüber hinaus widmet sich Cambeis einem Projekt zum
Thema Waldsterben, der Katalysator-Bus ist ein erster eigener Beitrag, dem zu
begegnen. Die Aktivitäten des
enga-gierten Naturschützers, der von einigen freiwilligen Mitarbeitern
unterstützt wird, gelten allerdings Projekten jenseits des kleinsten
Bundeslandes. So ist der grüne Transporter im Landkreis Uelzen zugelassen, wo
Cambeis einen ausgedienten Bahnhof im Ort Stoetze zum Sitz seines Institutes
gewählt hat. Die vor vier Jahren von ihm ins Leben gerufene
und sofort als gemeinnützig anerkannte Einrichtung hat sich bislang
schwerpunktmäßig dem Gewässerschutz verschrieben. Im Projekt Feuchtgebiete
Wendland plant Cambeis, bis zu 150 kleine Gewässer und Feuchtbiotope zu
erhalten und so zahlreichen gefährdeten Tierarten wie der Rotbauchunke das
Überleben zu sichern. Die Sicherung solcher schutzwürdiger Biotope ist im
Prinzip ebenso einfach, wie leider auch teuer. Cambeis versucht,
die Naturkleinode – häufig müssen sie durch Pflanzmaßnahmen erst wieder dazu
gemacht werden – zu kaufen oder langfristig zu pachten. Kommt die Übernahme
von Tümpeln, Feuchtwiesen und Überschwemmungsbereichen in Eigenregie nicht
zustande, bemüht sich der Bremer, diese als Naturdenkmal oder Schutzgebiet
unter behördliche Obhut zu stellen. |
Dies ist für ihn
allerdings nur die drittbeste Lösung, denn Behördenwege sind lang und
Verordnungen dauern, weiß er aus eigener, nicht immer positiver Erfahrung.
Kauf oder Pacht der schützenswerten
Biotope, die so der zerstörenden intensiven Landnutzung entzogen werden,
finanziert das Institut durch Spenden. Die „Spendenfrösche“ des Artenschützers
sind übrigens auch in der Hansestadt zu finden. Bevor das Institut,
wie im Wendland-Projekt, Feuchgebiete unter seine Fittiche nehmen und pflegen
kann (mittlerweile 20) sind Bestandsaufnahmen der vorhandenen Tier- und
Pflanzenarten erforderlich. Hunderte von Gewässern müssen dazu erst mal von
Cambeis überprüft werden. Der Bremer stattet
dabei seinen Feuchtbiotopen gleich mehrfachen Besuch ab. Zu der
kostenaufwendigen Pflege übernommener Gebiete kommt Handarbeit wie Mahd der Grünflächen,
Gehölzpflege, Umgestaltung von Gewässern, Neuanpflanzungen und Nisthilfen
hinzu. Da sich Artenschutz
aber nicht im einzelnen Kleinst-lebensraum verwirklichen läßt, zielt Cambeis
darauf ab, beim Wendland-Projekt ein Netz von kleineren Feuchtgebieten (100
bis 150) über die 200 Quadratkilometer große Region im östlichen
Niedersachsen zu ziehen. Dazu wird er allerdings noch lange und ausdauernd um
Finanzhilfen für Kauf oder Pacht bitten müssen, wobei er vor allem
mittelständige Unternehmen anspricht. Auch Patenschaften
für einzelne Feuchtgebiete werden von seinem Institut an Privatleute
vergeben. Die Spenden dienen dabei ausschließlich dem Erwerb der Gebiete,
betont Cambeis. Die „Aufwendungen des Instituts, werden damit nicht
finanziert“. Inzwischen hat der
Naturschützer sich auch dem Thema „Saurer Regen“ verschrieben. In den
Fenstern des Katalysator-Transporters macht eine Fotodokumentation auf
Immissionsschäden aufmerksam. |