KURIER AM SONNTAG 03. September
1989 |
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WESER-KURIER -
BREMER NACHRICHTEN - VERDENER NACHRICHTEN
Darf jeder
die Natur schützen?
Öko-Goliath BUND zerrte
Bremer Einzelkämpfer vor Gericht |
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Bremen.
Im Natur- und Umweltschutz galt bislang der Grundsatz, daß jeder seinen Teil
dazu beisteuern kann. Seit allerdings große Organisationen zum Sachwalter für
Tier- und Pflanzenwelt bestellt wurden oder sich selbst dazu ernannt haben,
ist es bereits zu Kompetenzkämpfen um ökologisch wertvolle Flächen in der
Natur gekommen. Dann geht es nicht mehr um Schutzzwecke, sondern um
Spendengelder und um Alleinvertretungsanspruch. Ein wirklich
nachdenkenswerter Fall zu ungunsten des Naturschutzes trug sich erst kürzlich
im landschaftlich reizvollen Wendland zu. Dort fiel ausgerechnet der Bund für
Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) als Öko-Goliath über einen
unliebsamen Konkurrenten her: Über das „Institut für Artenschutz“ des Bremer
Einzelkämpfers in Sachen Naturschutz, Norbert W. Cambeis. Der hat, wie
berichtet, mit Geld aus eigener Tasche, gesammelten Spenden und Patenschaften
eine Reihe kleinerer Feuchtbiotope im Raum zwischen Uelzen und der
Zonengrenze aufgekauft oder gepachtet. Sein Ziel: Aus vielen einzelnen
geschützten Flächen ein zusammenhängendes Netz intakter Lebensräume für die
Natur zu schaffen. Die paßte dem BUND
offenbar nicht – die dortige Umweltschützer zerrten den Bremer vor Gericht,
da er angeblich mit Spendengroschen nicht das verwirklichte,
was der Prospekt verspricht und durch |
derartige Werbung
Spenden für eigene Projekte des BUND verloren gehen würden. Es kam zu einem bislang
einmaligen Fall in Sachen Naturschutz, den der BUND auch in zweiter Instanz
vor dem Oberlandesgericht in Celle verlor. „10.000 Mark Prozeßkosten, die man
für Naturschutzarbeit besser hätte verwenden können, wurden so in den Sand
gesetzt,“ wettert Norbert Cambeis, der sich eine solche Summe gern für eigene
Projekte wünscht. Worum es nun im
Prozeß über zwei Instanzen ging, läßt sich leicht aus den umfangreichen Akten
und dem umfangreichen Schriftwechsel zwischen BUND und „Institut für
Artenschutz“ ersehen. So ließ die
BUND-Kreisgruppe Lüchow-Dannenberg in einem von Anwälten aufgesetzten
Schreiben sagen, was ihnen an dem Ein-Mann-Unternehmen des Bremers nicht
gefiel: Cambeis lege nicht den erforderlichen Wert auf eine Zusammenarbeit
mit den anerkannten Naturschutz-Verbänden. Mehr noch, er werbe Spenden für
seine Projekte und entziehe so der Region (sprich anderen
Organisationen) das Geld. Den Werbeprospekt
nahm der BUND genau auseinander. Da ging es zum |
Beispiel um
Begriffserklärung vor Gericht: Durfte der Bremer überhaupt mit dem Begriff
Wendland operieren? Der BUND meinte nein, da Cambeis seine – angeblich ohnehin
nicht vorhandenen – Feuchtgebiete nicht in dem durch Gorleben zur „ umstrittenen Berühmtheit “ gelangten „Wendland“ habe. Da das Land der
Wenden allerdings größer war als nur der besagte Landkreis Lüchow-Dannenberg,
gab das Gericht Cambeis recht. Nach der ersten
Niederlage vor dem Landgericht Lüneburg ging der BUND in der Berufung gegen
den Bremer weiter vor. Nicht nur der Prospekt wurde zerfetzt – der Verband
verlangte nun auch genaue Auskunft über Spendeneinnahmen. Doch auch das
schließlich herangezogene Wettbewerbsrecht half nicht, die Klage wurde auch
vom Oberlandesgericht abgewiesen. Zurüchgeblieben ist
ein bitterer Nachgeschmack – nicht nur bei Norbert Cambeis. Er bietet
inzwischen den interessierten Naturfreunden und auch den Pressevertretern an,
seine angeblich nicht vorhandenen Flächen zu begutachten und seine
Aktivitäten unter die Lupe zu nehmen. Die von ihm
erzielten Erfolge lassen sich vorzeigen, und die Bezirkregierung in Lüneburg
bedankte sich bei ihm für die Mitarbeit bei der rechtlichen
Unterschutzstellung wertvoller Flächen wie das Almstorfer Moor. |
Schlußbemerkung:
Der BUND setzte, nach dem obigen
Artikel, noch einen drauf und bemühte Karlsruhe. Um sich auch dort eine
‚blutige Nase’ = Abfuhr zu holen. Ein Jammer, wie diese Organisation mit dem
Geld ihrer Mitglieder, der Spender
und Sponsoren umgegangen ist. Einen traurigen Hintern verlässt kein fröhlicher Pfurz |